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Stotz Karola | Other
1993-07-01 - 1995-12-31 | Research area: Cognition and Sociality
Systemtheoretische Betrachtungen der kognitiven und sozialen Entwicklung

Trotzdem das Systemdenken in den letzten Jahrzehnten in fast alle Wissenschaftsbereiche Eingang gefunden hat, sind systemtheoretische Ansätze in den kognitiven Entwicklungstheorien bisher nicht zufriedenstellend erarbeitet worden. Ein kausaler Bezug auf die jeweils relevanten Ober- und Untersysteme findet nur mangelhaft statt, es fehlt allgemein eine Integration aller relevanten Entwicklungsfaktoren. So wird beispielsweise von den meisten theoretischen Richtungen die Bedeutung des sozio-kulturellen Umfeldes für die individuelle Entwicklung betont, ohne dabei eine eventuelle Einflußnahme des Einzelnen auf seine Umwelt in Betracht zu ziehen. Auch in der interaktionistischen Theorie PIAGETS fließt die Umwelt als Faktor, als "zu erorbernder Gegenstand", nicht aber als formende Kausalität ein. 
Die Erforschung der individuellen kognitiven Entwicklung muß jedoch nicht nur die Betrachtung der systeminternen Organisation, sondern ebenso die Erforschung entwicklungsrelevanter Strukturen der Gesellschaft beinhalten. Nach dieser Maßgabe fordern eine Reihe von Sozial- und Kognitionswissenschaftlern (OESTERDEKHOFF 1989; EDELSTEIN 1993; YOUNISS 1994; SCHMIDT 1994) die Erarbeitung einer entwicklungspsychologisch fundierten Theorie der sozialen Evolution, welche geeignet wäre, das Verhältnis von kognitiver und sozialer Entwicklung zu erhellen. 
Um jedoch den Rückfall in das alte Denkmuster eines "evolutionären Universalismus" mit der Vorstellung eines idealtypischen Entwicklungsendpunktes zu vermeiden, muß das kulturspezifisch gefärbte empirische Material in einen kulturübergreifenden theoretischen Rahmen eingebunden werden. 
In welcher Weise die Autoren die Wechselwirkungen, kausalen Zusammenhänge und Rückkopplungseffekte zwischen kognitiven Strukturen und gesellschaftlichen Prozessen identifizieren, soll im Einzelnen untersucht werden. Während die einen den sozialen Evolutionsprozeß v.a. durch kognitive Veränderungen vorangetrieben sehen, wollen andere die individuelle Identitätsbildung und den kognitiven Äquilibrationsprozeß durch den westlichen Konsumkapitalismus mit seinen weitreichenden mikrosozialen Effekten gestört wissen. Allen gemeinsam ist jedoch die Einsicht, in den hochkomplexen Systemen sozialer sowie kognitiver Phänomene lineare Kausalzusammenhänge nicht erwarten zu dürfen.