The KLI
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Book Cover "The Making and Breaking of Minds"
2022-09-01
Bucherscheinung The Making and Breaking of Minds – ein Interview von Lynn CHIU mit Isabella SARTO-JACKSON

"The Making and Breaking of Minds": ein Interview von Dr. Lynn Chiu mit Dr. Isabella Sarto-Jackson

 

„Mein Forschungsschwerpunkt liegt auf den konstruktiven und destruktiven Wirkkräften, die neuroplastische Prozesse vorantreiben. Diese Wirkkräfte werden über Eltern, alloparentale Bezugspersonen, Gleichaltrige sowie über unsere sozioökonomische Nische weitergegeben.“

 

Isabella Sarto-Jacksons Buch „THE MAKING AND BREAKING OF MINDS. How social interactions shape the human mind“ (Vernon Press) zeigt welche prägende Rolle das soziale Umfeld für eine gesunde Gehirnentwicklung beim Menschen spielt, insbesondere während der Kindheit und Pubertät. Es sind sogenannte neuroplastische Prozesse (Neuroplastizität), die der kognitiven Entwicklung zugrunde liegen. Diese Neuroplastizität führt zur bemerkenswerten Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu reorganisieren und sich flexibel an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen.

Dr. Lynn Chiu spricht im Interview mit der Autorin Dr. Isabella Sarto-Jackson, Neurowissenschaftlerin am Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung (KLI) in Klosterneuburg, darüber, wie der Einfluss von Sozialverhalten auf die Neuroplastizität und damit auf die Gehirnentwicklung in reduktionistischen, molekularen Ansätzen der Neurowissenschaften vernachlässigt wurde. Dieses Außerachtlassen zwischenmenschlicher Interaktionen in der Neurowissenschaft hatte weitreichende Konsequenzen, wie unsere Gesellschaft in weiterer Folge Kinder und Jugendliche wahrnimmt und mit ihnen umgeht.

Lynn Chiu: Isabella, kommen wir gleich zum Kern deiner These. Was ist das spezifische Thema, auf das du neues Licht werfen möchtest, und warum ist diese Thema wichtig?

Isabella Sarto-Jackson: Neuroplastizität ist die Grundlage für vielfältige Lern- und Gedächtnisprozesse. Diese durch die Neuroplastizität vermittelte außergewöhnliche Formbarkeit des sich entwickelnden Gehirns macht unser Gehirn aber sehr anfällig für negative Einflüsse aus der Umgebung. Ein Umfeld, in dem es zu Missbrauch oder Vernachlässigung kommt können die kognitive Entwicklung, die Selbstwahrnehmung und die exekutiven Gehirnfunktionen beeinträchtigen. Neurophysiologische Veränderungen beeinflussen die Emotionsregulation, führen zu erhöhten Angstreaktionen und stören den Aufbau emotionaler Bindungen zu Bezugspersonen. Neuroplastische Veränderungen wirken auf neurobiologische und biochemische Prozesse und führen dazu, dass misshandelte Personen die Welt emotional anders erleben, weil es zu Fehlbewertungen sozialer Signale kommen kann. Darüber besteht das Riskiko, dass diese neurophysiologischen Veränderungen sich nicht auf die traumatisierte Person beschränkt, sondern durch soziale Nischenbildung an nachfolgende Generationen weitergegeben wird. Dieses Phänomen, das als „transgenerationales Trauma“ bezeichnet wird, wurde für Kinder und Enkelkinder von Holocaust-Überlebenden, von Überlebenden des Genozids an indigenen Ureinwohnern oder auch von Nachkommen ehemaliger Sklaven beschrieben. In meinem Buch konzentriere ich mich mich auf die „konstruktiven und destruktiven Wirkkräfte“, die neuroplastische Prozesse vorantreiben. Diese Wirkkräfte werden über Eltern, alloparentale Bezugspersonen, Gleichaltrige sowie über unsere sozioökonomische Nische weitergegeben.

Lynn: Hier gibt es viele miteinander verbundene Konzepte! Kannst du uns sagen, wie du an diesem Punkt deiner Forschungstätigkeit angekommen bist, das heißt, wie du auf die Fragestellungen aufmerksam wurdest, welche konzeptuelle Verbindungen du gefunden hast und wie du die einzelnen Stränge verknüpft hast?

Isabella: Von meiner wissenschaftlichen Ausbildung her komme ich aus einem Bereich, der oft als reduktionistisch bezeichnet wird. Als ich ans Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung kam, erweiterte ich meinen Forschungsschwerpunkt, weil mich insbesondere der Brückenschlag zwischen den molekularen Dimensionen von Gehirnprozessen und jenen auf der Ebene des Organismus interessierte (z.B. Dimensionen, die das Verhalten und die meschliche Psychologie beinhalten).

Die Neurowissenschaft ist per se sehr interdisziplinär. Die Komplexität des Gehirns und die Erforschung großer, bedeutender Fragen wie zum Beispiel „Was ist Kognition“, „Wie entwickelt sich Kognition im Rahmen der Individualentwicklung“, „Was ist/sind der/die stammesgeschichtliche/n Ursprung/Ursprünge der Kognition“ erfordern naturgemäß ein interdisziplinäres Unterfangen.

Die Erforschung von menschlichem Verhalten stellt uns vor eine vielschichtige und umfangreiche Aufgabe, die auf molekularen Ebene beginnt und auf der Populationsebene endet. Neurowissenschaftler und Sozialwissenschaftler untersuchen vom jeweils anderen Ende des Spektrums, wie die Neurobiologie und das menschliche Verhalten miteinander wechselwirken. Es gibt sehr eindeutige neurobiologische Hinweise, dass neuronale Netzwerke im Gehirn dynamisch generiert werden und nicht genetisch vorbestimmt sind. Mit anderen Worten, Verhalten hängt von neuroplastischen Prozessen ab ,die wiederum auf Erfahrung, Entwicklung sowie individuellem und kulturellem Kontext basieren. Kurz gesagt, für die Individualentwicklung und das sich entwickelnde Gehirn ist Neuroplastizität das Schlüsselwort. Die Vorstellung, dass menschliches Verhalten das ausschließliche Produkt genetisch vorbestimmter, neuronaler Module ist, muss ganz klar in Frage gestellt werden.

Am KLI beschäftigte ich mich Konzepten aus der Wissenschaftsphilosophie sowie aus der evolutionären Entwicklungsbiologie (EvoDevo). Diese Perspektiven haben dazu beigetragen, meine neurowissenschaftlichen Fragen anders zu formulieren. Letztendlich war aber der Hauptgrund dieses Buch zu schreiben, der Austausch mit Experten aus angrenzenden Disziplinen. Besonders Pädagogen, Sozialarbeiter und Therapeuten wollten mehr darüber erfahren, welche neuen Erkenntnisse aus der Philosophie der Neurowissenschaften und von EvoDevo für deren Fachgebiete relevant sein können. Fachleute, mit denen ich zusammenarbeitete, wiesen mich öfters darauf hin, dass immer noch teilweise überholte Konzepte in der (sozial)pädagogischen Literatur herumspukten. Zum Beispiel findet man in wissenschaftlichen Abhandlungen immer noch Argumente, die auf genetischem Determinismus basieren oder solche, die rein mechanistische und biostatistische Perspektiven vertreten, wenn es um die Funktion des menschlichen Körpers und des Gehirns geht.

Kurz gesagt, das Buch, das ich schreiben wollte, zielte nicht darauf ab, eine völlig neue These zu formulieren, sondern die Stränge innerhalb der Neurowissenschaften mit EvoDevo und mit sozialpädagogischen Fragestellungen zu verknüpfen.

Lynn: Kannst Du das Konzept der Neuroplastizität etwas näher erläutern? Wie ist der aktuelle Stand der sogenannten Nature versus Nurture-Debatte (= Anlage–Umwelt Debatte) sowohl in der Neuro- als auch in der Kognitionswissenschaft und wie passt ein EvoDevo Ansatz dazu?

Isabella: Die Debatte welche Einflüsse haben genetische Anlagen im Vergleich zu Umweltfaktoren, wird seit vielen Jahren von unproduktiven Dogmen geleitet. Auf der einen Seite gibt es den genetischen Determinismus, der in einem präformationistischen Denken verwurzelt ist, also in einer Annahme, dass Verhalten eine lineare Erweiterung von Gehirnprozessen ist, die wiederum genetisch vorbestimmt sind. Auf der anderen Seite wurde historisch gesehen, menschliches Verhalten häufig aus einer Perspektive erklärt, die das menschliche Gehirn als Black Box betrachtet und sich auf einfache Belohnungs-/Bestrafungskonzepte des Behaviorismus stützte.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Anlage–Umwelt Debatte, in der diese gegensätzlichen theoretischen Positionen dominierten, von Entweder-Oder-Argumenten zu komplexen Themen weiterentwickelt. Beispielsweise beschäftigen sich zunehmend mehr Forschende mit der Entstehung selbstorganisierender Systeme, mit biologischen und entwicklungsbedingten Wechselwirkungen oder mit konnektionistischen Perspektiven in denen Entwicklungsbiologie und Neurobiologie verschmelzen. Auch die Forschungsmethodik und Datenerfassung sind interdisziplinärer geworden.

Zwei Subdisziplinen, die in den letzten zwei Jahrzehnten eine erhebliche Umstrukturierung erfahren haben, sind die psychologische Entwicklungbiologie und die Entwicklungsneurobiologie, deren Fokus nun vor allem auf umfassenden Studien zu Entwicklungs- und neurobiologischen Prozessen liegt (z. B. im Hinblick auf Sprachentwicklung und Neuroplastizität oder Gehirnentwicklung und Geschlechterrollen).

Es besteht zunehmend Einigkeit darüber, dass entwicklungs- und neurobiologische Prozesse interaktiv verstanden werden müssen, wenn Entwicklungswissenschaften zu evidenzbasierten Erklärungen von Ursache und Wirkung gelangen wollen. Was bei diesen Forschungsbemühungen häufig gefehlt hat, ist die Bedeutung von langfristigen, also evolutionären Prozessen. Eine Folge davon ist zum Beispiel die immer wieder auftretende Frage warum manche soziale Prozesse, die wie Fehlanpassungen erscheinen, dennoch über Generationen hinweg aufrechterhalten werden.

Während die traditionelle Synthetische Evolutionsbiologie zu den oben genannten Freagen eher wenig Antworten liefern kann, eröffnen EvoDevo und neue Konzepte wie Nischenkonstruktion und inklusive Vererbung (oft zusammengefasst unter dem Rahmenkonzept der Erweiterten Synthese der Evolutionstheorie) neue Denkansätze. Indem wir die Gehirnentwicklung unter dem geänderten Blickwinkel evolutionärer Prozesse betrachten, gewinnen wir daher neue Einblicke in die Vererbung kognitiver Prozesse, die durch zwischenmenschliche (oder generell durch alle Arten sozialer) Erfahrungen vermittelt werden. Beispiele reichen von Kooperation, emotionaler Bindung, kognitiven Fähigkeiten (wie Sprache, „Intelligenz“ usw.), sozialen Präferenzen zu zahlreichen anderen kulturellen Dimensionen, die durch soziokulturelle Nischen beeinflusst werden können.

Lynn: Mir scheint, dein Buch füllt zwei Lücken. Die erste Lücke besteht zwischen Theorie und Daten in den Neurowissenschaften, die du durch einen EvoDevo-Ansatz mit großem Gespür für die Philosophie und Geschichte der Wissenschaft zu überbrücken versuchst. Das Buch füllt aber auch die Lücke zwischen der sogenannten „reinen Wissenschaft“ und ihren „Anwendungen“. Was waren die bereits bestehenden theoretischen Grundlagen im Bereich Bildung und Jugendhilfe, sofern solche schon vorhanden waren? Was sind die Konsequenzen die sich aus dem Buch ergeben und die Du vorschlägst?

Isabella: In den 1960er Jahren wurden Modelle, dass menschliches Verhalten ausschließlich auf biologischer Vererbung basiert, durch psychologisch-pädagogische Ansätze ersetzt. Im Mittelpunkt stand dann nicht mehr ausschließlich das biologische Individuum, sondern auch das soziale Umfeld. Dennoch wurden Verhaltensabweichungen als reines Symptom mangelnder Anpassung an ein bestimmtes gesellschaftliches Umfeld angesehen. Auffälliges Verhalten wurde als regressive Abwehrmechanismen gewertet, die durch antisoziale Gefühle, geringe Frustrationstoleranz und Trotz ausgelöst wurden. In den 1970er Jahren etablierte sich die Sozialisationstheorie, und der Fokus wurde nun auf die Sozialgeschichte der Person gelegt. Anstelle von Fehlanpassungen wurden Verhaltensabweichungen als konstruktive Problemlösungsstrategien und als Reaktion auf eine toxische Umgebung angesehen. Diese konzeptionelle Verschiebung bewegte das Denken weg von linearer hin zu zirkulärer Kausalität. In den letzten Jahren haben schließlich systemtheoretische Ansätze immer mehr an Bedeutung gewonnen. Systemtheoretische Ansätze betrachten die Wechselbeziehungen aller Familienmitglieder und ihre Dynamik, einschließlich der Herausforderungen des Entwicklungslebenszyklus. Diese Ansätze argumentieren in der Regel gegen verhaltenspathologische Zuschreibungen oder Erkärungen, die auf Fehlanpassung fussen. Das hat erhebliche Konsequenzen in Bezug auf positive Interventionen (Alloparentale Erziehung, soziale Unterstützungsnetzwerke, Scaffolding, Psychoedukation).

Ich denke, das Buch wird eine wertvolle Ressource für Akademiker aus den Bereichen Sozialpädagogik, Pädagogik, Kognitionswissenschaft, Neurowissenschaft sowie für Fachleute in den Bereichen Sozialarbeit, Pädagogik, Bildung und Jugendfürsorge sein. Ich plädiere für mutige Maßnahmen und eine verantwortungsbewusste Verwaltung, um Kindesmissbrauch, Misshandlung und Kinderarmut zu bekämpfen. Im letzten Kapitel des Buches gehe ich auf positive Massnahmen ein, die auf Grundlage aktueller Methoden aus Psychologie, Psychotherapie und Jugendhilfe entwickelt wurden. Dieses Empfehlungen unterbreiten Lösungsvorschläge, was Eltern, alloparentale Bezugspersonen sowie wir als Gesellschaft im Gesamten tun können.

Lynn: Apropos Kindesmissbrauch, Armut und Misshandlung, dein Buch erwähnt einige schreckliche historische Beispiele aus der Wissenschaft und aus dem öffentlichen Leben. Kannst du uns ein Beispiel geben? Wie hängen diese historischen Beispiele mit dem Konzept der Gehirnentwicklung zusammen, über das wir zuvor gesprochen haben?

Isabella: Leider waren die Wissenschaft und auch die Gesetze nicht immer im besten Interesse der Bürger. In diesem Buch beziehe ich mich auf historische oder neuere Beispiele von Personen, die unter Misshandlung, Missbrauch oder anderen negativen Erfahrungen litten.

Eines der von mir verwendeten Beispiele ist Robert King, der in den U.S.A. fälschlich wegen Mordes zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt wurde und 29 Jahre lang in Einzelhaft verbrachte. Das Urteil wurde aufgehoben und rr wurde viele Jahre später entlassen. Allerdings leidet er in Folge dieser Isolation und der sensorischen Deprivation nun unter Langzeitschäden im Gehirn. Sein Gedächtnis ist stark beeinträchtigt und er kann sich aufgrund des Verlustes der hippocampalen Plastizität nicht mehr zurecht finden, nicht einmal an vertrauten Orten. Aufgrund einer Atrophie des Gyrus fusiformis konnte er auch für lange Zeit keine Gesichter mehr erkennen. Glücklicherweise gewinnt er aber mittlerweile langsam seine Fähigkeit zurück, Gesichter zu erkennen.

Isolation, Einzelhaft und soziale Ausgrenzung galten lange Zeit als angemessene Strafmassnahme für Straftäter. Jüngste Studien zeigen aber welche verheerenden psychologischen und neuroanatomischen Folgen derartige Massnahmen haben. Einzelhaft im Strafvollzug wurde bereits seit langer Zeit von Experten aus Gesundheitsberufen, Sozialarbeitern und Menschenrechtsorganisationen verurteilt, insbesondere wenn es um junge Menschen geht. Einige US-Bundesstaaten haben inzwischen Gesetze erlassen, die die Einzelhaft für psychisch Kranke und jugendliche Straftäter deutlich einschränken. Leider gelten diese Gesetze noch immer nicht überall.

Lynn: Warst du in Kontakt mit Organisationen oder Menschen, die mit ausgegrenzten Jugendlichen arbeiten? Wie haben sich diese Verbindungen auf deine Arbeit ausgewirkt?

Isabella: Ich habe in den letzten Jahren viele Menschen getroffen, die sich um gefährdete Jugendliche kümmern oder mit ihnen zu tun haben. Die praktischen Einblicke, die ich durch diese Fachleuten gewonnen habe, haben mir geholfen, die Dimension und Bedeutung der gesellschaftlichen Herausforderungen zu erfassen, denen wir gegenüberstehen, wenn wir versuchen, gefährdeten Jugendlichen lohnende Perspektiven zu bieten.

Ein Beispiel: In Österreich müssen Jugendliche mit 18 Jahren die Betreuungseinrichtung verlassen (es gibt einige wenige Ausnahmen). Diese jungen Menschen haben meist eine Biografie die gekennzeichnet ist durch Beziehungsabbrüche, wechselnden Betreuungseinrichtungen und Betreuern und deren Leben ist oft von Mangel an sozialen Kontakten geprägt. Die Neurowissenschaften liefern ziemlich eindeutige Hinweise, dass sich das menschliche Gehirn, insbesondere der präfrontale Kortex, der an exekutiven Funktionen beteiligt ist, noch bis ins frühe Erwachsenenalter entwickelt. Kinderpsychologen und Therapeuten untermauern diese neurowissenschaftlichen Erkenntnisse mit Verhaltensstudien. Careleaver, die einerseits mit sozialer Benachteiligung zu kämpfen haben und sich andererseits in einem Reifungsprozess ihrer Planungs- und Entscheidungsfähigkeiten befinden (aufgrund der noch stattfindenden Gehirnentwicklung), haben folglich geringere Chancen, im Leben erfolgreich zu sein. Damit lassen wir aber nicht nur einzelne Jugendliche im Stich, sondern die Gesellschaft insgesamt, da wir möglicherweise einen großen Pool an Talenten und Potenzialen ausschließen.

Ein weiteres Thema, mit dem ich mich kürzlich befasst habe, ist die „Aufwertung“ der Elementarpädagogik. Aus neurowissenschaftlicher Sicht ist unbestritten, dass die bedeutendsten neuroplastischen Veränderungen in der frühen Kindheit stattfinden. Diesen Lernprozessen liegt, wie bereits oben erwähnt, Neuroplastizität zugrunde und diese Entwicklungsprozesse sind in der frühen Kindheit besonders umfangreich. Dennoch werden in der Öffentlichkeit Elementarpädagogen, die maßgeblich an der Förderung der kognitiven Entwicklung von Kleinkindern beteiligt sind, immer noch vor allem als „Betreuer“ und nicht als Lehrer*innen angesehen. Es ist meiner Meinung nach höchste Zeit, die pädagogische Arbeit von Elementarpädagoginnen und –pädagogen als kognitive Entwicklungsförderung anzuerkennen und diese essentielle Arbeit angemessen zu unterstützen.

Lynn: Danke, Isabella, für diese spannenden Einblicke!

Das Buch „THE MAKING AND BREAKING OF MINDS. How social interactions shape the human mind“ ist jetzt bei Vernon Press erhältlich:

https://vernonpress.com/book/387

Weitere Informationen über die Autorin Isabella Sarto-Jackson, ihren Forschungsschwerpunkt und den Inhalt des Buches finden Sie hier!